Interview mit der neuen Rektorin der GGS Lensahn Frau Haar

GGS: Sie müssen laut sprechen, Frau Haar 

Fr. Haar: Das kann ich. Wenn ich was kann, dann laut. 

GGS: Frau Haar, sie kommen aus … 

Fr. Haar: Lübeck, dort wohne ich mit Unterbrechungen seit 1997. Gebürtig bin ich aus Grabau bei Bad Oldesloe, habe studiert in Flensburg und bin dann zum Unterrichten nach Lübeck gezogen. 

GGS: Dann sind sie ein richtiges Nordlicht. 

Fr. Haar: Ja, südlich der Elbe wird’s dunkel. Ich bin einfach heimat – und wasserverbunden. Ohne Ostsee und Nordsee fühl ich mich wie die Blume ohne Wasser. 

 

GGS: Aber Oldesloe liegt doch gar nicht am Wasser …. 

Fr. Haar: Da fragen Sie mal meinen Vater. Der behauptet jedes Mal, wenn er in Oldesloe aus dem Auto steigt, er könne die Ostsee riechen. Tatsächlich war ich viel bei meinen Großeltern, die wohnen nahe bei Travemünde. So ist Lübeck zu meiner Heimat geworden. 

GGS: Studiert haben Sie in Flensburg. Welche Fächer? 

Fr. Haar: Deutsch, Biologie und Sport für das Lehramt an der Grund- und Hauptschule. Für das Lehramtsstudium habe ich mich entschieden, weil ich meine eigene Schulzeit als nicht so schön erlebt habe und mir gedacht habe, dass Unterricht doch auch anders gehen muss: schülergerechter, ansprechender, mit Freude am Lernen. Danach habe ich mein Referendariat in der August-Hermann-Franke-Schule in Lübeck gemacht – bei Ihrem Ex-Rektor Bernd Ziemens, der war damals dort Schulleiter. Von 1997 bis 2004 bin ich an der Schule geblieben, als Hauptschullehrerin für die siebten bis neunten Klassen. 

GGS: Und dann? 

Fr. Haar: Bin ich an die Brüder-Grimm-Schule in Moisling gewechselt, als Konrektorin. Dort bin ich bis jetzt geblieben. 

GGS: Danach sind sie 16 Jahre Konrektorin gewesen. Warum haben Sie nicht in Moisling die Schulleitung übernommen? 

Fr. Haar: Als ich in Moisling angefangen habe, war das noch eine Grund- und Hauptschule. Nach dem Wechsel zur Gemeinschaftsschule (Heinrich-Mann-Schule) bin ich von meinem Posten als Konrektorin zurückgetreten und habe die Koordinatorenstelle für die Klassen fünf und sechs übernommen. Von dem Posten bin ich dann 2019 zurückgetreten, es war genug. In der Zeit habe ich vier Schulleiterwechsel miterlebt, das war spannend, aber nun reicht es. Ich möchte einfach mal etwas Neues machen. 

GGS: Eigentlich sind sie Fachkraft für die Sekundarstufe. Nun müssen Sie an der GGS Lensahn auch die Grundschule leiten. Was verbindet Sie mit der Grundschule? 

Fr. Haar: Ursprünglich nicht so viel, aber dann kam in Moisling eine Rektorin, die sagte: Ich kann nur Sekundarstufe 1, Sie müssen Grundschule machen. Also habe ich die Leitung einer ersten Klasse übernommen und von da an war ich für die Grundschule zuständig. Unterdessen habe ich alle Aufgaben übernommen, die man an der Gemeinschaftsschule so machen kann. Außerdem war ich DAZ-Ausbilderin und habe mich um die Referendare gekümmert. 

GGS: Haben Sie konkrete Pläne für die GGS Lensahn? 

Fr. Haar: Für mich war es immer wichtig, dass Schule einen Schwerpunkt hat und dass sie Dinge macht, die sie gut kann. Also werde ich mir erstmal ansehen, wer woran Spaß hat und was er oder sie gut kann und mit Freude dabei ist. Darauf werde ich dann aufbauen. 

GGS: Gibt es etwas, was Sie verändern wollen? 

Fr. Haar: Ich finde es unangemessen, als Schulleitung zu kommen und zu sagen: Jetzt mache ich alles anders. Da halte ich gar nichts von. Erstmal werde ich mir angucken, was gut funktioniert und wo unter Umständen Veränderungsbedarf besteht. Ich glaube aber, das braucht Zeit. Im ersten Jahr muss man sehen und hören und lernen, was da ist. Danach kann man sich Gedanken machen, ob man was verändern möchte. Natürlich habe ich eine Wunschvorstellung von Schule. Aber das heißt ja nicht, dass man kommt und sagt: So machen wir das jetzt. Das klappt nicht. Funktionieren tut das nur miteinander. Man muss sich Zeit nehmen und Zeit geben. 

GGS: Wieviel Zeit wollen Sie sich denn geben? 

Fr. Haar: Ich habe ja noch einige Jahre vor mir, die will ich hier sinnvoll nutzen. Ich will nicht übermorgen gehen und habe dann alles auf links gekrempelt und sagen: So, das war‘s jetzt. 

GGS: Lübeck – Lensahn wäre für viele ein Schritt in die falsche Richtung …. 

Fr. Haar: Für mich nicht. An dieser Schule gibt es einfach viele tolle Angebote. Es gibt die Bläserklasse, es gibt Technik in der Grundschule und es gibt zahlreiche WPUs. Zum Beispiel einen WPU Sport, der hervorragende Hallen, Sportplätze und sogar ein Schwimmbad hat. Und es gibt ein Schulleitungs- und ein Lehrerteam, das gerne arbeitet. Das offen ist für neue Sachen und an einem Strang zieht. Das ist etwas, das mir in letzter Zeit gefehlt hat. Ich arbeite gerne und viel und mache den Rücken breit, wenn es irgendwo brennt, aber ich kann ja die Schule nicht alleine leiten. Ich brauche ein Team, das mitzieht und Spaß an der Sache hat. Das finde ich hier.

GGS: Welche Schwerpunkte setzen Sie in ihrer Schulleitungsarbeit? 

Fr. Haar: Leiten heißt auf der einen Seite Entscheidungen treffen und Vorgaben umsetzen, die von oben kommen, auch wenn die nicht immer schön sind. Und natürlich heißt es motivieren und die Kollegen und Schüler mitnehmen. Außerdem bin ich Ansprechpartner für die Eltern, und das bin ich gerne. 

GGS: Was war Ihr erster Eindruck, als Sie zum ersten Mal die GGS Lensahn betreten haben? 

Fr. Haar: Die Schule ist groß, man sieht viele Gebäude, wenn man auf dem Schulhof steht – auf einem der beiden. Die Landschaft ringsherum ist total schön, auf dem Weg hierher hatte ich das Gefühl, als führe ich in den Urlaub. Die Grünanlagen sind sehr gepflegt, insgesamt macht die Schule den Eindruck, als würden sich viele Menschen liebevoll darum kümmern. Als Sportlerin war ich natürlich begeistert von den Sportplätzen und Hallen, in einem Raum lagen Stand-Up-Padleboards, das fand ich super. Und es gibt ein neues Gebäude für die Ganztagsschule, in dem sich die Grundschüler offensichtlich sehr wohl fühlen. 

GGS: Was gefällt Ihnen noch an der Schule? 

Fr. Haar: Ich habe den Eindruck, dass der Schulträger, also das Amt Lensahn, die Schule nach Kräften unterstützt. Das ist nicht an allen Schulen so. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kollegen, Eltern und Schüler sich mit dem Ort und so mit der Schule verbunden fühlen. Auch das findet man heutzutage nicht mehr oft, das finde ich sehr wichtig. Und ich schätze die ländliche Umgebung. 

GGS: Ist Ihnen das vertraut? 

Fr. Haar: Ich bin in Grabau aufgewachsen, einem winzigen Dorf in der Nähe von Oldesloe. Dort habe ich das Dorfleben schätzen gelernt: Man kennt sich untereinander und man hilft sich. Alle begegnen sich auf Augenhöhe. Das ist in der Stadt anders. Dort kennt man sich oft nicht und manchmal ist es dann egal, ob es dem Nachbarn gut geht. Ich glaube, auf dem Dorf gibt es eine größere Verbindlichkeit, auch in Bezug auf die Eltern, die ein Interesse daran haben, dass es ihren Kindern gut geht. Das wirkt sich natürlich auch auf die Schule aus. 

GGS: Nun ist aber auch an der GGS Lensahn auch nicht immer alles eitel Sonnenschein. Warum haben Sie nicht den bequemen Weg gewählt und sind an eine schicke Schule gegangen, wo alle brav sind? Das wäre doch einfacher gewesen. 

Fr. Haar: Ich habe die Arbeit an der Gemeinschaftsschule nie als schwierig empfunden. Es gab immer Herausforderungen, aber alles war lösbar. 

GGS: Was machen Sie, wenn es stressig wird? 

Fr. Haar: Immer ruhig bleiben, auch wenn viele Menschen ringsherum sehr aufgeregt sind. Manches lässt sich nicht in fünf Minuten lösen, aber irgendeine Lösung findet sich immer. Wenn es nicht brennt und keiner verletzt ist, muss man nicht laufen. 

GGS: Spielen Sie mit dem Gedanken, nach Lensahn zu ziehen? 

Fr. Haar: Wenn es einen Platz am Wasser gibt – ja. Aber man muss das Wasser riechen können.

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